Anlässlich des 37. Saisonfinales des ADAC Berlin-Brandenburgs haben wir mit dem Vorstand für Sport des Regionalclubs, Bernd Barig, über Breitensport, Jugendarbeit und die Pläne für das kommende Jahr gesprochen.
Erstmal vorweg die Frage: 40 Jahre DTM, 10 Jahre Formel E in Berlin, zwei Meistertitel im Nachwuchsbereich bei den Bundesendläufen, Kai Wegner in einem E-Kart beim Familiensportfest. Was war denn Ihr persönliches Highlight in 2024?
Das sind natürlich schöne Highlights, das ist überhaupt keine Frage. Das Familiensportfest zusammen mit dem Landessportbund war ein großer Erfolg für uns. Dass es im Herzen von Berlin stattfand und Kai Wegner mit einem Elektro-Kart gefahren ist, war natürlich ein sehr schönes Zeichen für den Motorsport in der Hauptstadt. Mir liegt der Nachwuchssport sehr am Herzen. Insofern sind die beiden, etwas überraschenden, Meistertitel bei den Bundesendläufen im Motocross und Enduro noch mal einen Tick schöner!
Inwiefern überraschend?
Meistertitel kann man ohnehin nicht planen, und in diesem Jahr haben wir sie ehrlich gesagt auch nicht erwartet, da wir im Nachwuchsbereich zuletzt geschwächelt haben. Aber wir haben gute Aufbauarbeit mit unserem Nachwuchsprogramm geleistet über die vergangenen Monate. Die zwei Meistertitel zum Jahresende sind da nur das i-Tüpfelchen, denn übers Jahr ist ja schon sehr viel passiert.
Ein Faktor ist unser Talentpool beim ADAC Berlin-Brandenburg, über den junge Fahrerinnen und Fahrer beim Erreichen ihrer Ambitionen unterstützt werden. Wie werden die Talente gefördert?
Sehr umfassend: Fitness-Workshops am Olympia-Stützpunkt in Cottbus mit renommierten Sportwissenschaftlern, dazu Seminare und Online-Seminare und Leistungstests, aus denen die Sportlerinnen und Sportler, aber auch wir selbst viele Informationen ziehen können. Gerade die sportlichen Aktivitäten behalten wir mit den Sportlerinnen und Sportlern zusammen das Jahr über im Auge – mit Fitnessuhren oder -gürteln.
Also geht es um die direkte Unterstützung der Leistung auf der Strecke?
Ja, aber nicht nur. Zusätzlich zu den sportlichen Aktivitäten in der Halle oder draußen auf der BMX-Strecke, bieten wir – wie zum Beispiel im November – Workshops zu Ernährung und Marketing an.
Diese Frage werden sich wahrscheinlich gerade einige Menschen stellen, die dieses Interview lesen: Wie kommt man denn in den Talentpool?
Man kann sich darauf bewerben und dann wird der Talentpool, gemeinsam mit dem Sportausschuss, ausgewählt. Anschließend unterstützen wir beim Einstieg in die jeweiligen Disziplinen oder auch beim Umstieg.
Gerade für Ein- und Umstieg in die Sportarten gibt es in Berlin-Brandenburg einige Serien…
Ja, zum Beispiel den Slalom Youngster Cup, der in diesem Jahr nochmal einen sehr schönen Aufschwung erlebt hat mit vielen Teilnehmenden. Für uns sind diese Sportarten wichtig, weil es diese Sportarten sind, die bei unseren Ortsclubs im Breitensport stattfinden. Und der Breitensport, mit seinen Aktiven, Ehrenamtlichen und natürlich Fans, ist die Grundlage für unsere Arbeit beim ADAC Berlin-Brandenburg, aber auch generell für jeden Sport ist. Ohne Breitensport gibt es auch keinen Spitzensport. Deswegen wollen wir dort auch gezielt unter die Arme greifen. Neben dem Slalom Youngster Cup zählend a auch die vielen tollen Kartveranstaltungen, die wir mit den Ortsclubs zusammen durchführen – wie, zum Beispiel, der Ostdeutsche ADAC Kart Cup, bei dem wir, zusammen mit dem ADAC Sachsen, Promoter sind.
Gibt es denn schon Planungen für das Jahr 2025?
Ein Highlight bei den Ortsclubs jedes Jahr ist die Autocross-EM in Seelow. Eine sehr gut vorbereitete Veranstaltung mit vollen Rängen und toller Kulisse, ebenso wie beim AX in Ortrand natürlich.
Wir planen hier, zum Beispiel bei den Mini-Buggys, also den ganz kleinen Autocrossern, eine Show-Veranstaltung, um Kinder und ihre Eltern an diese Sportarten heranzuführen. Aber dazu können wir mehr sagen, wenn es so weit ist.
Und im Zweiradbereich?
Bei der MX Academy, also im Motocross, macht der MC Hörlitz schon einen hervorragenden Job. Im Sommer werden wir im Rahmen der ADAC Road Racing Academy einen Schnupperkurs für die Straßenrenner anbieten, also für Mini- und Pocketbike…
Diese Themen wurden ja bereits während des ADAC Talent Days angeboten bzw. der Talent Days, denn es waren in diesem Jahr ja zwei!
Genau. Bisher haben wir die Veranstaltung zusammen mit den Kollegen aus Weser-Ems und Niedersachsen/ Sachsen-Anhalt in Oschersleben angeboten. Neu war der Talent Day auf dem Sachsenring, den wir mit dem ADAC Sachsen ausgerichtet haben. Wenn wir träumen dürften, würden wir den Talent Day natürlich gerne auch nach Brandenburg holen. Wo und in welcher Form man das machen könnte, wissen wir aber noch nicht.
Zumindest mit der Premiere auf dem Familiensportfest des Landessportbunds im Berliner Olympiapark hat man ja im Regionalclub-Gebiet gute Erfahrungen gemacht.
Absolut. Dort haben wir, zusammen mit dem MC Nord und MC Hörlitz, Karts und Motorräder zum Schnuppern angeboten. Da konnten Kinder und Eltern vorbeischauen, sich das einfach mal ansehen und vielleicht sogar ausprobieren. Einfach schauen, ob das der richtige Sport für sie ist. Eine sehr, sehr schöne Sache, muss ich sagen. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Die drei Veranstaltungen waren insgesamt recht unterschiedlich. Wie könnte ein Familien-Talent-Day in Berlin-Brandenburg aussehen?
Ein Talent Day muss nicht unbedingt zentral an einer Stelle oder Strecke stattfinden. Eine Variante könnte sein, dass er an verschiedenen oder kleineren Strecken angeboten wird: Im Süden, zum Beispiel, findet dann Autocross statt und im Norden, z.B. auf den Flugplätzen, wo wir auch Clubslalom fahren, irgendwas mit den Vierrädern.
Wir waren jetzt beim Einstieg, kommen wir gerne noch einmal zurück zum Anfang des Interviews: Was verbinden Sie persönlich mit unserer Meisterehrung – dem Saisonfinale?
So ein Saisonabschluss, so ein Saisonfinale ist immer ein Highlight. Wie bei jedem Rennen gehört die Siegerehrung einfach dazu. Und so ist es auch bei uns. Das Saisonfinale ist der Abschluss des Motorsportjahres. Wir wollen die erfolgreichen Sportler ehren und ihre Leistung Wertschätzen. Dann geht es auch mit neuem Mut wieder in die neue Saison.
Das Saisonfinale bleibt also der große Höhepunkt des Jahres?
In jedem Fall. Der Trend geht aber auch dahin, immer mehr Landesmeisterschaften mit dem Landesfachverband gemeinsam durchzuführen. Und dann hat möglicherweise auch so eine Ehrung auch eine andere Stellenwertnahme, weil wir den Landesmeister ehren und den ADAC Meister und, und, und. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
Wir haben im Vorfeld dieses Saisonfinales an alle unsere Meisterinnen und Meister einen kleinen Fragebogen rausgeschickt und unter anderem haben Sie dort 10 Entweder-oder-Fragen gestellt bekommen, die ich Ihnen auch gerne stellen würde.
Da bin ich gespannt!
Berlin oder Brandenburg?
Wir sind Berlin-Brandenburg, das kann man nicht trennen, auch wenn in Berlin, aus bekannten Genehmigungsgründen, aktuell leider nicht mehr so viel Motorsport betrieben werden kann.
Motorboot oder Segelboot?
Ich bin da eher beim Motorboot, auch weil ich jetzt kein Wassersportler bin und auch keine großen Schiffsreisen mache, aber das Motorboot liegt mir schon am Herzen. Das ist spektakulärer, glaube ich, als Segeln. Aus meiner Sicht zumindest, das werden Segler natürlich ganz anders sehen.
Einzelsieg ohne Meisterschaft oder eine Meisterschaft ohne Einzelsieg?
Es gab auch schon Formel 1-Weltmeister, die haben nur einen Lauf gewonnen oder gar keinen, wenn ich mich recht erinnere. Also entscheidend ist das Gesamtergebnis und die Konstanz, die ich jahrelang an den Tag lege. Und insofern ist ein Meistertitel immer sehr, sehr gut und sehr, sehr wichtig. Ob mit oder ohne Sieg.
Eine lange Gerade oder eine scharfe Kurve?
Scharfe Kurve.
Vor dem Livestream oder an der Strecke?
An der Strecke.
Straße oder Offroad?
Beides. Also das muss man ganz klar sagen, dass ich sowohl gerne beim Motocross zum Beispiel bin, aber ich bin auch gerne beim Straßenrennen.
Netflix oder Sport?
Sport natürlich, klar.
Salat oder Pizza?
Esse ich auch beides gerne. Aber Salat würde ich vorziehen.
Theorie oder Praxis?
Praxis ist natürlich immer das angewandte Leben und wichtiger. Theorie mag alles schön und gut sein und funktionieren, aber in der Praxis muss es umsetzbar sein.
Technik oder Feeling?
Technik.
Gibt es etwas, worauf sie sich in 2025 besonders freuen?
Jede Ortsclubveranstaltung kann so schön sein wie die DTM auf dem Lausitzring, von daher würde ich mich jetzt auf nichts festlegen wollen. Die Mischung macht es am Ende, da werden wir alle sehen müssen, was das kommende Jahr für uns bereithält. Ich, für meinen Teil, bin gespannt!
(Vielen Dank für das Gespräch!
Sehr gerne.)