Mit Beginn des Jahres wurde Miles Tobias zum Referenten für neue Technologien, Nachhaltigkeit und SimRacing bestellt. Wir sprechen mit ihm über seinen Werdegang im Motorsport, seine ersten Tage im Amt und seine Ziele als Referent.
Hallo Miles, erzähl uns doch erstmal etwas über dich! Wie bist Du zum Motorsport gekommen?
Miles Tobias, 23 Jahre alt. Oder jung. Kommt darauf an aus welcher Sichtweite man es betrachtet. Ich bin jetzt seit 13 Jahren beim ADAC im Motorsport aktiv, komme aber aus einer Motorsportfamilie. Mein Vater war lange Sportwart auf dem Lausitzring, von seiner Öffnung an. Da bin ich auch jedes Wochenende gewesen als 1-, 2-, 3-Jähriger und bin darüber dann irgendwann zum Kartslalom gekommen, zu dem Verein, wo ich jetzt immer noch bin, dem MC Nord.
Du bist inzwischen ja auch im Vorstand deines Vereins aktiv.
Genau, ich bin mittlerweile Sportleiter. Quasi vom aktiven Motorsportler zum Büromensch, der jetzt für die Organisation zuständig ist. Es ist auf jeden Fall zeitaufwendig, aber das Schöne ist: Man kann sich die Zeit einteilen. Deswegen bin ich auch ein aktiver Läufer: Laufen kannst du halt jederzeit überall mit Laufschuhen an. Für Kartslalom brauchst du ein Kart, einen Ort zum Abstellen und Fahren.
Wir haben am Anfang, als ich angefangen habe, in Spandau trainiert. Auf einem ganz kleinen Platz. Dann sind wir zum Olympiastadion umgezogen, neben dem Schwimmbahneingang, was ein sehr, sehr schöner Platz war. Als wir diesen nicht mehr nutzen konnten, sind wir zum Glück außerhalb von Berlin an der Autobahnausfahrt Niederlehme fündig geworden. Das heißt aber auch, dass wir eigentlich kaum noch Mitglieder haben, die in Berlin ansässig sind.
Gerade im Kartslalom ist der Umstieg auf E-Motoren im vollen Gange. Wie siehst Du als Referent für neue Technologien und Nachhaltigkeit den Prozess?
Elektromotoren sind, glaube ich, der Way-to-go in Berlin. Woran wir häufig scheitern, ist: „Ach, ihr kommt mit Benzin? Nee, das machen wir nicht.“ Daher führt an Elektro kein Weg vorbei. Ich weiß, dass wir im Kartslalom seit drei oder vier Jahren schon darüber reden, Elektro-Karts anzuschaffen. Es hat sich sehr lange gezogen. Wir als MC Nord haben letztes Jahr die erste Veranstaltung in Berlin gehabt, den ersten Probetag mit Elektro-Karts. Und das ist der wichtige Weg.
Vor allem geht es um die finanzielle Unterstützung: Ein Elektro-Kart kostet doppelt so viel wie ein normales Kart. Und die normalen Karts sind schon ein hoher Aufwand für einen kleinen Verein. Da in Berlin-Brandenburg hauptsächlich kleine Vereine sind, ist da die Unterstützung ganz wichtig. Deshalb macht der ADAC Berlin-Brandenburg ja auch immer mehr, sonst könnten wir uns jetzt auch nicht zwei Elektro-Karts hinstellen. Und andere Vereine auch. Es geht auf den Weg zum Bundesendlauf und der wird elektrisch gefahren. Deswegen wird die nächste Saison auch in Berlin-Brandenburg zu 95% elektrisch sein.
Welche Vorteile siehst Du im Umstieg auf elektrische Antriebe?
Wir können mehr kontrollieren: Wir können natürlich mehr fernsteuern, wir können drosseln oder hochstellen, in verschiedene Stufen stellen sowie fernabschalten. Da ist viel mehr möglich und auch viel mehr Sicherheit drin, was vor allem für den Nachwuchs von Vorteil ist.
Sonst ist dieser große Kritikpunkt ja, es sei kein Motorsport mehr. Ich mag den Benzingeruch auch, muss ich sagen. Aber nach so einem Tag Kartslalom, wenn man da acht Stunden auf der Strecke steht, dröhnen einem schon die Ohren. Man merkt schon, dass man den ganzen Tag Lautstärke um sich herum hatte. Und da finde ich E-Karts super: Die haben diese Geräuschkulisse nicht.
Du brauchst auch kein Benzin mehr zu kaufen, du hast keinen Dreck damit, du brauchst nicht auf die Lagerung aufpassen, kein Öl auffüllen und so weiter. Also sehr viele Vorteile, vor allem, was das Drumherum angeht. Ich glaube, die Fahrenden selbst betrifft es nicht wirklich. Für die ist es kein großer Unterschied, ob sie jetzt in einem E-Kart oder einem Benziner sitzen.
Wo wir schon bei elektrischen Rennfahrzeugen sind: Die Formel E steht ja schon wieder vor der Tür. Wie nimmst Du diese Weltmeisterschaft in Berlin wahr?
Es ist jetzt das zehnte Jahr in Berlin. Wir waren schon an verschiedensten Standorten; sind ja wirklich in der Stadt gefahren, dann sind wir auf dem Tempelhofer Feld gefahren. Ich glaube, im Motorsport-Bereich ist es halt immer noch so, dass die einen kritisch sind und die anderen es super cool finden.
Aber es ist einfach fantastisch, wieder Motorsport in die Stadt reinzubringen: Motorsport auf dem Lausitzring, den kriegt keiner mit, außer man weiß, dass es den Lausitzring gibt oder wohnt dort.
Aber wenn Motorsport in der Stadt stattfindet, ist das, glaube ich, sehr cool: Wir sehen es ja auch in anderen Städten, wie Monaco: Da ist die Formel 1 und jetzt auch die Formel E, die mittlerweile den gleichen Kurs fährt. Und dann ist es, wie in Berlin auch, ein Riesenfest.
Welche Projekte möchtest Du sonst vorantreiben in Bezug auf Nachhaltigkeit?
Die Fahrtzeiten und Anfahrt generell sind ein Riesenthema. Unsere Eltern kommen alle mit dem Auto, was meistens Benziner oder Diesel ist. Und dann fahren die Kinder mit Elektro-Karts.
Die Elektromobilität ermöglicht es uns nicht nur, dass wir umweltfreundlicher sind, sondern auch wieder eine neue Zielgruppe zu haben. So können wir wieder in die Städte und Dörfer kommen und den Motorsport wieder zu den Menschen bringen.
Was ich auch anstoßen möchte: die Kommunikation unter den Vereinen. Elektromobilität ist für uns alle ein neues Thema, mit dem wir wenig Erfahrung haben. Deshalb ist es wichtig, dass wir möglichst viel Austausch haben; möglichst viel sehen, was die anderen Vereine machen und was man voneinander lernen kann.
Welche Rolle spielen für dich neue Technologien im Motorsport und viel wichtiger: Wie interpretierst Du für dich diesen Teil deines Aufgabenfeldes?
Mir geht es darum, wirklich den Austausch zu schaffen und zu gucken, wo können wir in die Zukunft reingehen. Also ob es dann wirklich der erneuerbare Antrieb ist oder eine neue Technologie; wie man besser und effizienter zusammenarbeitet und ein bisschen junges, frisches Denken mit reinkriegt.
Ob wir die Arbeit dann mit Tablets machen oder mit Papier, das ist unser großes Thema, was ich letztes Jahr auch schon angestoßen habe: Wie machen wir die Zeiterfassung, die Fehlererfassung, die Dokumentenannahme? Das wird alles noch mit Papier gemacht, das ist wahrscheinlich bei jeder Veranstaltung ein Baum. Die Papiere landen dann in einem wunderschönen Ordner, der bei mir im Schrank aufbewahrt wird, bis er wieder entsorgt wird. Wenn man das alles digital hinkriegt, sind wir einen ganz großen Schritt weiter.