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Wenn Videokonferenzen Normalität werden

Wie Gordon Wühler, Sportleiter MC Seelow, die Corona-Krise erlebt

Sportleiter, ADAC Moderator, Fahrlehrer – eigentlich ist Gordon Wühler immer viel beschäftigt und ständig auf Achse. Durch die Corona-Pandemie und den Lockdown musste der 40-Jährige zwangsweise ein paar Gänge runterschalten. Im Interview berichtet er – gleichsam stellvertretend für viele Clubfreunde – von den tiefen Einschnitten und Veränderungen im Vereinsleben und im persönlichen Umfeld.


Für den MC Seelow ist die Ausrichtung der Autocross Europameisterschaft mit tausenden Zuschauern das Jahreshighlight im Mai. Mitten in den Vorbereitungen musstet ihr eine schwere Entscheidung treffen – wie kam es zur Absage?

Die Corona-Situation war für uns alle völlig neu. Viele offene Fragen standen im Raum. Täglich wurde auf den Lagebericht geschaut. Irgendwie hatte man immer noch ein wenig Hoffnung, dass sich alles zum Positiven entwickeln könnte. Schließlich hatten wir schon vieles vorbereitet: Strecke neu präpariert, Flyer und Aufkleber gestaltet. Doch Ende März kam der Moment, als wir realisierten, es geht dieses Jahr einfach nicht. Per Videokonferenz wurde die Vorstandssitzung abgehalten und wir beschlossen, die Veranstaltung abzusagen.


Warum gab es keine Option, den Lauf zu verschieben?

Weil momentan niemand absehen kann, wann es wieder möglich ist, Veranstaltungen in dieser Größenordnung durchzuführen. Außerdem wurden in der Serie inzwischen sechs von neun geplanten Läufen abgesagt und man kann eher davon ausgehen, dass die ganze EM-Saison 2020 ausfällt.


Welche Einschnitte musste euer Club außerdem verkraften?

Zusammenkünfte im Verein sind nicht möglich, ebenso keine Trainings der Kart Slalom und Youngster Cup Teams. Man vermisst natürlich die Treffen mit den Clubfreunden, aber wir halten über WhatsApp oder Videokonferenzen Kontakt.


Durch die im Mai beschlossenen Lockerungen dürfen Vereine den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen. Wie geht es in Seelow weiter?

Ja, es kann endlich wieder losgehen. Wir haben ein entsprechendes Konzept erarbeitet, um das Training unter den bestehenden Hygiene-Anforderungen durchführen zu können. Dabei stehen wir in engem Kontakt zum Landkreis Märkisch-Oderland.


Vereinsleben ist ja nicht alles – du betreibst hauptberuflich eine Fahrschule? Wie läuft es hier in Corona-Zeiten?

Wir hatten mehrere Wochen in der Fahrschule ein Arbeitsverbot, da muss man sich auch finanziell Gedanken machen. Seit Mitte Mai dürfen wir unter Auflagen wieder Fahrstunden geben, das Maskentragen dabei ist sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber Hauptsache wir können wieder arbeiten.


Muss gegenwärtig deine Moderatorentätigkeit für den ADAC bei den Seniorenprogrammen „sicher mobil“ und Fahrfitness-Check ruhen?

Ja, von der Corona-Krise sind momentan alle ADAC Fahrsicherheitsprogramme betroffen.


Wie erlebst du die Corona-Beschränkungen in deinem privaten Umfeld?

Meine Lebensgefährtin und meine Mutter sind beide im Gesundheitsbereich tätig. So bekomme ich direkt mit, wie anstrengend und angespannt die Lage dort ist.


Hältst du die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie für angemessen?

Sicherlich stellen sich viele die Frage, ob das alles so sein muss. Aber ich denke, die Vorsichtsmaßnahmen haben das Schlimmste verhindert. Situationen wie in Italien oder Spanien will sicherlich niemand erleben.


Was vermisst du am meisten?

Natürlich wäre es wieder schön, Freunde zu treffen. Ist schon komisch, wenn man Geburtstage oder Junggesellen-Abschiede per Videokonferenz machen muss.


Was können wir aus der Krise lernen und nach der Pandemie fortsetzen?

Wir haben in der Corona-Zeit angefangen, den Theorie-Unterricht der Fahrschule per Webinar durchzuführen. Ich war anfangs total skeptisch, aber es hat letztlich gut funktioniert. Es wird zwar nicht den normalen Unterricht ersetzen, aber in einigen Bereichen kann ich mir schon vorstellen, die Online-Variante weiter zu nutzen.


Wenn du einen Wunsch frei hättest und es gäbe kein Coronavirus: auf welcher Traumroute wärst du mit welchem Traumfahrzeug unterwegs?

Gute Frage. Eine Traumroute wäre sicherlich mal, in einem Wohnmobil eine Deutschland-Tour zu machen.