Am 17. Juli eroberten die Zweiräder die Kartbahn in Templin. Denn die Motorsportgemeinschaft Eberswalde, Ortsclub im ADAC Berlin-Brandenburg, veranstaltete auf der rund 1.000 Meter langen Strecke den ADAC Mini Bike und Pocket Bike Cup. Rund 40 Nachwuchsrennfahrer aus Deutschland, Österreich, Schweiz und Ukraine im Alter von 6 bis 14 Jahren konnten ihre Kräfte auf der Rennstrecke messen.
Unter den Startern: der 9-jährige Berliner Nico Weiße. Er fuhr in der Einsteigerklasse des Mini Bike Cups unter der Flagge des ADAC Berlin-Brandenburg und gehört zum Talentpool des Regionalclubs. Angefangen hat er 2017 auf dem Pocket Bike. 3,8 PS, 21 Kilo und nicht größer als eine Reisetasche – die Pocket Bikes sind Miniaturausgaben großer Rennmaschinen und bieten den idealen Einstieg in den Motorradrennsport. Im maßgeschneiderten ADAC Pocket Bike Cup gilt es für die allerjüngsten Fahrer zwischen 6 und 10 Jahren auf den Zweitakt-Maschinen erste Rennerfahrungen zu sammeln.
Jetzt ist Nico Weiße auf das Mini Bike umgestiegen und hat sich zum Ziel gesetzt, in der neuen Klasse Fuß zu fassen. Aktuell schlägt er sich ganz gut im Mittelfeld. Im Gegensatz zu Pocket Bikes sind die Mini Bikes schon richtige – wenn auch kleine – Rennmotorräder mit Schaltgetriebe und mit allem, was dazugehört. Im ADAC Mini Bike Cup gehen 8- bis 14-jährige Fahrer in den beiden Klassen Einsteiger und Nachwuchs an den Start. Gefahren wird in beiden Fällen mit Honda NSF 100 mit 100-ccm-Viertaktmotor und maximal 8,4 PS Leistung. Seit dieser Saison ergänzt eine neue Klasse für ein Mini Bike des Herstellers Ohvale aus Italien die bestehenden Klassen. Der ADAC Mini Bike Cup wurde 1999 erstmalig deutschlandweit ausgetragen und hat sich seitdem einen guten Ruf als Karrieresprungbrett erarbeitet. Viele erfolgreiche Rennfahrer haben sich ihre Sporen im Mini Bike Cup verdient.
Nico Weiße steht noch am Anfang einer möglichen Karriere als Motorradrennfahrer. Doch als Sohn des zweifachen DDR-Meisters Andreas Brandt kann er auf die Unterstützung eines Profis bauen. Der Spaß am Motorradfahren und an den Wettkämpfen stehen bei ihm und seiner Familie im Vordergrund. Mutter Jaqueline Weiße und Mechaniker Fossi komplettieren das Brandt Racing Team. Zur Wahrheit im Motosport gehört auch und das beginnt bereits im Nachwuchsbereich: ohne Unterstützung, Förderung und Sponsoring geht es nicht. Aber die Familie von Nico steht voll hinter dem Sport und opfert gerne die Wochenenden, um quer durch Deutschland zu den Rennen zu reisen. Von Juni bis September stehen allein 10 Termine für den ADAC Mini Bike Cup im Rennkalender der Familie.
Auch das Training findet nicht gleich vor der Haustür statt. Anders als im Motocross-Bereich sind die Trainingsmöglichkeiten im Motorrad-Straßenrennsport begrenzt. Nico Weiße kann regelmäßig auf der Kartbahn Templiner Ring trainieren. Außerdem gibt es meistens am Tag vor den Rennen im ADAC Mini Bike Cup die Möglichkeit, auf der jeweiligen Strecke einen Trainingstag zu absolvieren. Das gesamte Jahr durchgehend auf dem Motorrad seine Runden zu drehen, ist jedoch für Nico und seine Familie schwierig. "Im Winter müsste man in wärmere Länder wie Spanien oder Italien fahren, aber diesen Aufwand können wir nicht betreiben. Wir sind ja schon in der Saison viel auf Achse. Aber Nico ist in seinem ersten Jahr in der neuen Klasse schon richtig gut reingekommen und das trotz der sehr starken Konkurrenz. Ich bin erstaunt über das hohe Niveau im gesamten Mini Bike Cup", berichtet Nicos Vater Andreas Brandt. Für das Motorradfahren brauchen die Piloten auch eine gute Kondition. Die holt sich Nico übrigens beim Fußballspielen, seinem zweiten Hobby, das er in einem Köpenicker Verein aktiv betreibt.
Unsere Fotografin Vivian J. Rheinheimer hat Nico während seines Renntages in Templin begleitet. Und wer sich durch die Bildergalerie klickt, wird feststellen, dass das typische Motorsportflair schon beim Nachwuchs richtig zelebriert wird.