Im September 2021 wurden drei neue Referenten des Sportausschusses des ADAC Berlin-Brandenburg in ihr Amt bestellt. Einer davon ist Bernd-Rainer Zabré. Er ist der neue Referent für Young- und Oldtimersport. Der promovierte Jurist interessiert sich seit seiner Kindheit für Motorsport und Oldtimer. 2005 gipfelte seine Leidenschaft in der Anschaffung eines Austin Healey Sprite MK I (Frogeye).
Geldanlage oder Kindheitstraum? Wie ist Deine Leidenschaft für Oldtimer entstanden?
Ich habe eine große Leidenschaft für alte Mechanik und die schöne Formgebung vergangener Zeiten. Außerdem sind die Straßenlage älterer Fahrzeuge und der Sound der Zwei- oder Viertaktmotoren mit ihren unnachahmlichen Klängen, dem Mix aus Ansauggeräusch von Vergaser und Motordrehzahl einfach einzigartig. Aus der Kindheit bleibt sicherlich die Leidenschaft zu den Fahrzeugen besonders erhalten, mit denen man aufgewachsen ist. Aber natürlich kann ein Oldtimer auch der Geldanlage dienen. Das ist jedenfalls immer ein gutes Argument, um meine Leidenschaft innerhalb der Familie zu rechtfertigen (lacht).
Magst Du nur alte Autos oder auch Antiquitäten und alte Musik, z.B. aus den Zwanziger Jahren?
Alte Autos und Antiquitäten gehören durchaus zusammen, insbesondere wenn sie einen Bezug zueinander haben, wie z. B. altes Garagenzubehör oder zeitgenössische Kleidung aus der jeweiligen Epoche. Welcher Oldtimerfahrer hat nicht gern auch eine historische Armbanduhr oder mechanische Stoppuhren für die nächste Rallye? – Mit der Musik ist das bei mir so eine Sache: „Heavy Metal“ nur beim Fahrzeug, „musikalisch“ bevorzuge ich eher Klassisches oder Disco, wenn wir an die Youngtimer oder guten 70er denken.
Was war Dein erster Oldtimer? Welchen Typ fährst Du jetzt?
Nach vielen Jahren im Slalom- und Rallyesport hatte ich mich 2005 für den Umstieg zum klassischen Automobil entschieden. Ich hatte das Glück, einen Austin Healy Sprite (Froschauge) von 1961 in die Restauration geben zu können. Das Auto war vor der Restauration ein Rennwagen. Das ist heute noch an der Motorhaube und an der Aufnahme des Wagenhebers am Unterboden zu erkennen. Das Design wird nicht nur in Fachkreisen heute noch als einzigartig empfunden. Der Motorenklang entspricht klassischen Sportwagen. Wirklich ein ganz besonderer Genuss.
Wie ist die Geschichte Deines Autos? Wie hast du ihn gefunden?
Das Auto habe ich in Einzelteilen zerlegt in einer Autowerkstatt vorgefunden und dann restaurieren lassen. Das hat rund ein Jahr gedauert. Ursprünglich wurde der Sprite 1959 in England gefertigt, aber erst 1961 in Deutschland zugelassen. Deshalb läuft mein Wagen unter Baujahr 1961. In den siebziger Jahren wurde er dann stillgelegt, bis wir 2005 mit der Restaurierung begannen.
Hat man heute überhaupt noch die Chance, einen richtig guten Oldtimer zu bekommen? Hast Du ein paar Tipps für Einsteiger?
In der Tat ja! – Das kommt natürlich darauf an, was man gerne in der Garage haben oder fahren möchte. Ein guter Einstieg sind heute interessante Youngtimer. Oldtimer aus den 80er und 90er Jahren haben oft weniger Rostprobleme als Autos aus den 60er und 70er Jahren, weil die Vorsorge bei der Produktion schon besser war. Beim Kauf sollte man Geduld beweisen und während einer Restaurierung, aber auch während des Besitzes viel Zähigkeit und Ausdauer. Vor dem Kauf sollte man sich ganz genau überlegen, was man später fahren will. Wenn man z. B. lieber ein Coupé fahren möchte, sollte man nicht das Cabrio nehmen, nur weil es gerade verfügbar scheint. Selbst wenn man ein vom Fachmann sehr gut bewertetes Auto erwirbt, sollte man über den Kaufpreis hinaus immer noch ein paar Euros in Reserve für Wartung und Reparaturen haben. Will man einen Oldtimer zum Restaurieren erwerben, sollte man darauf achten, dass möglichst viele Teile vorhanden oder noch erhältlich sind. Eine spätere Suche kann sehr nervenaufreibend sein.
Wie oft fährst Du Deinen Oldtimer pro Jahr im Schnitt? Wie pflegst Du ihn?
In der Regel fahre ich den Sprite auf Oldtimerrallyes, da kommen leicht 4.000 Kilometer jedes Jahr zusammen. Nach jeder Rallye ist eine gründliche Durchsicht und Reinigung Pflicht und einmal im Jahr eine Inspektion.
Welche drei Eigenschaften muss ein Oldtimer-Fan unbedingt mitbringen?
Geduld, um das Auto möglichst immer fahrbereit zu halten. Sowie Improvisationstalent und die Fähigkeit, Begeisterung auch an Dritte weiterzugeben.
Wenn Du zurückblickst – was waren Deine schönsten Oldtimer-Momente?
Die Fahrten am Nürburgring waren die absoluten Höhepunkte. Wenn man in einem Pulk mit Veritas, dem 300SL Flügeltürer von Ex-Tourenwagen-Europameister Dieter Glemser oder einem Porsche 356 fährt – das vergisst man nicht! Spannend sind aber auch die Rallyes und Ausfahrten unserer Ortsclubs in Berlin-Brandenburg vom Motorclub Südwest, Victory Team Berlin und VBA-Automobile Tradition sowie anderen – und natürlich die jährliche ADAC Landpartie Classic mit ihren interessanten Streckenführungen und regionalen Highlights.
Du nimmst an Ausfahrten teil. Was war das Aufregendste, das Du dabei erlebt hast?
Aufregend war sicherlich ein Radnabenbruch auf der Nordschleife im Streckenabschnitt „Wehrseifen“. Das hätte wirklich schiefgehen können. Einen kleinen Schrecken bei der Rallye Avus Klassik 2011 bereitete ein plötzlicher Knall unter der Motorhaube. Ein Teil flog mit lautem Getöse unter den Wagen und weiter direkt zur nachfolgenden Corvette von Ex-Rallyemeister Reinhard Hainbach und Heidi Hetzer. Auf Nachfrage konnte ich beiden im Ziel die gusseiserne Hupe zeigen, die sich auf dem Kopfsteinpflaster vom Wagen gelöst hatte.
Was darf bei einer Ausfahrt auf keinen Fall fehlen?
Ein Handy, um notfalls den ADAC zu rufen. Etwas gegen Regen, auch für das Auto eine Haube. Und eine Zahnbürste, falls man vergessen hat rechtzeitig umzukehren (lacht)!
Corona hat den Motorsport ziemlich ausgebremst – welche Auswirkungen gab es bei Dir?
Pandemie bedingt wurden in den letzten beiden Jahren viele Oldtimerveranstaltungen und -Rallyes abgesagt. Ich denke, für viele Veranstalter wird es schwer sein, wieder mit der Organisation zu beginnen. Hier kann der ADAC die Ortsclubs unterstützen, z. B. bei der Wiederbelebung alter Kontakte oder dass er einfach zum Weitermachen motiviert. Die Oldtimerfreunde bereiten ihre Schätze schon auf die kommende Saison mit viel Vorfreude vor.
Wie sieht Dein Oldtimer-Jahr 2022 aus? Was hast Du geplant?
Mein Oldtimer-Jahr wird in erster Linie von meiner Aufgabe als Old- und Youngtimer-Referent bestimmt sein. Einen Schwerpunkt dabei bildet die ADAC Landpartie Classic, die wieder auf dem Weg ist, ein Höhepunkt im Berlin-Brandenburgischen Klassikkalender zu werden. Wir werden äußerst interessante Etappenziele haben zu Sehenswürdigkeiten, die man sonst so nicht erlebbar machen kann. Dabei zu sein lohnt sich!
Wenn Du einen Wunsch frei hättest – mit welchem Traumauto wärst du auf welcher Traumstrecke unterwegs?
Die Traumstrecke bleibt immer die Nordschleife des Nürburgrings. Den Traum habe ich mir bei den Eifelrennen (GLPs) dreimal mit dem Austin Healey Sprite erfüllt. Das Alter der Rennstrecke und das des Sprites passen einfach historisch gut zusammen – nicht dagegen die heutigen Anforderungen an die Sicherheit!
Warum hast Du die Aufgabe als Oldtimer-Referent übernommen? Was möchtest Du erreichen?
Als Referent für Oldtimer möchte ich insbesondere die Disziplin Youngtimer, den Kontakt zu anderen Regionalclubs und Oldtimer-Veranstaltungen in Berlin und Brandenburg fördern.
Timo Gottschalk, der neue Referent für Automobilsport, stand dem Motorsportportal bereits im Mai 2021 in einem Interview Rede und Antwort.