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Grenzgängerin mit Benzin im Blut

Enduro-Fahrerin, Trainerin und Vereinsgründerin: Heike Petrick

Heike Petrick ist ein Energiebündel. Im Alter von 15 Jahren fing sie 1989 mit dem Motorrad-Biathlon an, nach der Wende wurde sie erfolgreiche Enduro-Fahrerin, engagiert sich seit 2013 als Trainerin der ADAC MX Academy, ist Koordinatorin des ADAC Enduro Kids Cup und gründete schließlich 2016 ihren eigenen Verein. Die heute 46-Jährige ist nach wie vor nicht zu bremsen, dafür brennt sie viel zu sehr für den Motorsport. Schließlich habe sie „Benzin im Blut“, wie sie selbst sagt. Aber auch die Sandpisten rund um ihr Heimatdorf Rohne in der Oberlausitz legten gewissermaßen die Fährten. Aber das soll uns Heike Petrick am besten selbst erzählen…


Mit dem Motorrad durch das Gelände zu pflügen, ist ja eher ein „Jungs-Ding“? Wie bist du zum Motorsport gekommen?

Mein großer Bruder nahm mich oft mit seinem Moped mit. Ich war 11 Jahre alt und durfte gelegentlich vorn sitzen und Gas geben. Danach gab es die ersten eigenen Fahrversuche zu Hause auf der Wiese oder im Wald. Mit 15 Jahren bin ich durch den Moped-Führerschein zum ansässigen Motorsportverein gekommen, wo auch mein Cousin Mitglied war. Wir trainierten in den sandigen Tagebau-Kippen in meiner Heimat für den Motorrad-Mehrkampf, heute bekannt als Motorrad-Biathlon.


Was fasziniert dich an diesem Sport?

Wenn man einmal infiziert ist, wird es zur Leidenschaft. Es ist ein grandioser Ausdauersport. Kein Rennen gleicht dem anderen. Jedes Mal muss ich neu mit der Strecke klarkommen, um Mensch und Maschine heil ins Ziel zu bringen. An seine Grenzen gehen, fallen und wieder aufstehen und weiterfahren – damit ist im Kern alles gesagt. Mir gibt das Motorradfahren sehr viel Kraft. Nette Weggefährten habe ich in meiner sportlichen Karriere auch kennengelernt. Und durch die unzähligen Stunden auf dem Motorrad habe ich atemberaubende Landschaftsbilder im Kopf. Bei meinen ausländischen Expeditionen sah ich faszinierende Länder und Leute auf meine eigene Weise, mit den Augen der Bikerin, mit Abenteuer im Herzen.


Was waren deine größten Erfolge im Enduro?

Die beiden Europameister-Titel 2011 und 2012, mit der deutschen Damen-Trophy bei den Internationalen Six Days Enduro 2012 in Deutschland der Vize-Weltmeister-Titel und der 3. Platz bei der ISDE 2016 in Spanien sowie elf Deutsche Meistertitel über Jahre hinweg.


Inzwischen startest du nicht mehr aktiv in den Enduro-Serien. Was hat dich zum Aufhören bewegt bzw. denkst du manchmal über ein Comeback nach?

Wenn man so viel erreicht hat, wird es irgendwann Zeit aufzuhören. Das Alter zeigt einem auch seine Grenzen und gesunder Menschenverstand geht vor. Das Fahren macht aber immer noch Spaß. Also kein Grund, den Helm an den Nagel zu hängen, sondern das eine oder andere Rennen noch zu bestreiten. 


Deine zweite Leidenschaft gilt der Arbeit als Trainerin. Was reizt dich an der Förderung des Nachwuchses?

Es macht riesigen Spaß, mit den Kids zu arbeiten und sie geben so viel zurück, selbst wenn es die leuchtenden Kinderaugen sind! Dabei sind sie so unbekümmert und zugleich wissbegierig. Mit Spaß am Fahren ergibt sich früher oder später eine gewisse Zielstrebigkeit, die sie zu kleineren und größeren Erfolgen ermutigt. Das Besondere der MX Academy ist, dass die Kinder vorab keinerlei Motorrad-Erfahrung haben dürfen. Erstaunlich ist dabei für mich immer wieder, wie schnell die Kinder lernen, am Ende des Schnuppertages schon selbstständig das Motorrad fahren und sogar bei der 65er mit dem Kuppeln klarkommen.


Inzwischen hast du selbst einen Verein gegründet – erzähl uns mehr über die Offroad Rookies.

Der Verein ist 2016 nach den Zeiten der ADAC MX Academy in Spremberg entstanden, um die talentierten Kids aufzufangen und ihnen nach dem Schnuppertag weitere Trainingsmöglichkeiten zu bieten. Nun trainieren wir monatlich auf den verschiedensten Strecken in Brandenburg und Sachsen. Mittlerweile ist der Verein auf 65 Mitglieder familiär angewachsen. Meist ist ein Elternteil bei den Trainings dabei, die teilweise auch selbst mittrainieren. Die Kids können ihre ersten Erfolge in den MX- bzw. Enduro-Serien des ADAC unter Beweis stellen. Da wir unsere Wurzeln ursprünglich aus der ADAC MX Academy haben, möchten wir 2020 gern ADAC Ortsclub werden.


Wo bist du gern, wenn du mal Pause von der MX-Strecke nimmst?

Am liebsten zu Hause.


Fährst du eigentlich auch so leidenschaftlich Auto oder ist es eher Mittel zum Zweck?

Ich fahre alles sehr gern, egal ob LKW, Auto, Motorrad oder Fahrrad.  


Wenn du einen Wunsch frei hättest: auf welcher Traumroute wärst du gern auf zwei oder vier Rädern unterwegs?

Früher stand mal die Rallye Dakar auf der Agenda, heute wäre es wohl eher der „sea to sky“ Highway in Kanada.